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Was haben Stress und Burnout mit Bauchspeck zu tun?


Die Wirkung von Stress auf den Körper, Teil 2: Kortisol


Letztens habe ich euch von Adrenalin erzählt. Heute kommt der 2. Star unter den Stresshormonen dran: Kortisol.

Ich konnte die Langzeiteinwirkung an meinen Patienten - und an mir!- in den letzten 2,5 Jahren gut beobachten.

Bestimmt fallen euch auch gleich typische „Kortisoljunkies“ ein, wenn ihr weiterlest.

„Da hat sie aber einen Schreibfehler, das heißt doch KorstisoN!“, denkt sich vielleicht jetzt mancher. Aber nein. Kortison ist eine künstlich imitierte Form des körpereigenen Kortisols.

Es ist unser wichtigstes STRESSHORMON, neben Adrenalin. Es kann unser Überleben sichern- kurzfristig.

Kortisol wird in der Nebenniere gebildet, einem kleinen Organ, das jeweils auf der Niere aufsitzt wie ein Hütchen.

Haben wir Stress, hat unser Körper sich im Laufe der Evolution richtig was ausgedacht, damit wir bestmöglich damit umgehen können.

Dabei gibt es eine wichtige Unterscheidung zwischen einer sofortigen Reaktion auf eine akute Gefahr -oder chronische Belastung durch Stress.

Doppelbelastung von Kindern und Job,

eine stressige Paarbeziehung mit vielen Abhängigkeiten, Homeschooling, Angst vor Krankheit oder Existenzangst durch eine Pandemie, Krieg an der Grenze zu Europa, Klimawandel, die anstehende Scheidung, finanzielle Sorgen, Leistungs-und Zeitdruck, eine unverhoffte Schwangerschaft, Verpflichtung zur Pflege eines Angehörigen, selbst chronisch erkrankt sein, Schmerzen haben... die Liste, was uns auf Dauer stressen kann ist sehr lang.

Von Natur aus sind wir für kurzen; entscheidenden Stress gemacht.

Und ganz besonders: für eine garantierte Erholung danach!

Nach meinen jetztigen Wissensstand ist das das wichtigste und effektivste, um Langzeitfolgen zu vermeiden.

Nicht umsonst sind meine Therapieeinheiten länger als in den meisten anderen Praxen, nicht umsonst verbringe ich viel Zeit euch erstmal zuzuhören und ankommen zu lassen und gebe euch einen Moment zum Integrieren und Nachruhen.

Nun aber zurück zum Kortisol: unserem longtermplayer. Jetzt, aufgemerkt!

FÜR UNSER SYSTEM IST ES TOTAL EGAL, OB STRESS EMOTIONAL, PSYCHISCH ODER KÖRPERLICH IST. ECHT ODER IMAGINÄR!

Wer sich also Horrorszenarien der Fantasie, der Vergangenheit oder der eventuellen Zukunft hingibt, ERLEBT ES im Nervensystem.

Deshalb üben wir auf den Therapiewochenenden, einen bewussteren Umgang, nicht nur mit unserem Körper sondern auch den Gedanken und Gefühlen.

Während ich das schreibe, wird mir die Wichtigkeit dessen bewusst- wir sollten das dringend bald wieder tun!

Was fördert die Ausschüttung von Kortisol im Körper? Eine Menge!

Hunger, Schmerz, Entzündungen,  gestörter Schlaf, Streit, Liebeskummer, körperliche Überlastung

(ich denke an eine Patientin, die festangestellt ist, nebenher selbstständig, zusätzlich eine Fortbildung, zwei kleine Kinder, zurück zu ihren Eltern gezogen,... UND in jeder freien Sekunde krass hart auf der Baustelle ihres zu bauenden Hauses körperlich malocht- und sich wundert, warum ihr Heuschnupfen aka Histamin-Reaktion sich tendenziell verschlimmert....)

Mentaler und emotionaler Stress sind da vermutlich am schädlichsten. Dazu gehören auch Minderwertigkeitsgefühle und die Gewohnheit, schlecht über sich selbst zu denken. Kennt ihr so einen inneren Kommentator von euch selber?

Auf diese Art von Stress folgt nämlich selten eine Entspannung, es geht immer so weiter.

Was finde ich dann in meinen Patienten?

-Angstzustände

-Depression und Erschöpfung

-Burnout/Leistungseinbruch

-Vom Patienten empfundene „Beziehungsunfähigkeit“- ein burnout auf Gefühlsebene sozusagen

-chronische Entzündungsprozesse in diversen Gelenken/Sehnenansätzen

-chronische Entzündungen im Darm („Reizdarm“)

-Schilddrüsenprobleme

-Tendenz zu PMS und schmerzhafter Periode

Und soviel mehr!

Solange das Gehirn entweder in tatsächlichen

Dauerstress ist-

Oder nicht realisiert, dass der Stress vorbei und es in Sicherheit ist, KANN NIEMAND UND NICHTS HEILEN! Schlimmer noch: das System kann sozusagen auf diesem überreizten Status stecken bleiben und da „einrasten“.

„Ein ergotrophes Reversal! Total verrückt! Alle Lampen flickeren und alle Trompeten schallen für diese Patienten! Zentrale Stressachse, Hypophyse-Hypothalamus- Hormone: total verrückt! Der Patient findet keine Ruhe. Könnt ihr vergessen, da spezifisch an einem Gelenk oder Organ etwas zu bewirken- es ist unmöglich, Erfolg zu haben in einem Körper und Geist in Flammen! selbst als bester Osteopath der Welt. Den müsst ihr erstmal regulieren- und ihm helfen, sich selbst zu regulieren.

Dann hat man vielleicht eine Chance.“

So hat mein Dozent es damals unterrichtet, und ich hing an seinen Lippen und seine Worte haben sich eingebrannt. Sie bilden bis heute eine absolute Grundlage meines Berufsverständnisses.

Langzeitwirkungen von Kortisol, also Langzeitstress können sich wie folgt im Körper manifestieren:

  • Kortisol baut Muskel zu Fett um.

(„Michy, ich esse gleich- eher weniger und besser! Ich mache Sport! Es bringt NICHTS! Ich werde immer fetter, vorallem am Bauch und im Gesicht!“ sagte eine Patientin erst letzte Woche wieder, ziemlich unglücklich und willens sehr viel Geld in eine Wunderdiät und Pülverchen zu investieren. Sie hat echt stressige Jahre im Job und mit zwei homeschooling Kindern hinter sich)

  • Es werden auch andere Hormone gehemmt , die wir zur Gewebsregeneration brauchen. Unter Dauerstress Altern wir also viel schneller.

  • Der Blutzuckerspiegel schwankt, Heißhunger tritt vermehrt auf und macht das FettProblem nicht kleiner.

  • Die Stoffwechselrate sinkt: wenn wir hier am überleben sind, geb ich meine Reserven nicht her, sagt der Körper.

  • Die Schilddrüse gerät darauf hin häufig durcheinander (sie regelt viel im Stoffwechsel und kann es nicht leiden; wenn ihr jemand reinpfuscht)

  • Kortisol stört SEROTONIN(!), und kann so die Depressionsneigung verstärken (ich find das so krass.!!!!!)

  • Sättigung setzt langsamer ein: unter Langzeitkortisol werden Appetit fördernde Neueopeptide (Y) vermehrt frei

  • Testosteron wird verändert verstoffwechselt: Libidoverlust kann deshalb unter Dauerstress vorkommen.

  • Dauerhaft erhöhtes Kortisol sorgt für Schlafprobleme- die wiederum für erhöhte Kortisolausschüttung sorgen können. Ein Teufelskreis.

Wenn wir gesund sind, ist Kortisol in der Regel am Abend am Niedrigsten; wenn alles geschafft ist und wir entspannen, und morgens schüttet das gesunde Gehirn es aus: wach auf! Ein neuer Tag beginnt!

Unter Dauerstress ist das Level von Kortisol dauerhaft erhöht: Es gibt die Patienten; die nicht mehr einschlafen können.

Es gibt die, die nicht mehr durchschlafen können.

Oder das Muster ist gar umgedreht:

Die arme Nebenniere feuert und feuert und produziert Kortisol, um uns „den Stress überleben zu lassen“, bis sie ganz und gar ausgebrannt ist (daher kommt das Wort „burnout“)

Und dann schüttet sie in der Früh nichts mehr aus. Weil nichts mehr da ist. Wie gelähmt liegt der Patient im Bett, bleischwer, als hätte er nicht die Kraft auch nur einen weiteren Tag zu bestreiten.


Ich kann euch nicht sagen, um ein wieviel Faches mehr ich solche Patienten in den letzten Jahren hatte als vor 2020:sehr viele.

Und ich kann euch nicht sagen, wie wichtig es ist, das Kortisol im Körper klarzukriegen, wenn man ein gutes, glückliches und vorallem GESUNDES Leben führen möchte.

Es gibt ein paar Techniken in der Osteo, vorallem die „Ten steps“ und einige Techniken aus der Craniosacralen, die primär am Zentralnervensystem und den Hormonzentren anzusetzen versuchen.


Ich kann leider (noch?) nicht beweisen, dass es  direkt und wissenschaftlich messbar den Hormonspiegel beeinflusst.

Ich kann euch aber aus einigen Jahren Erfahrung -vorallem den letzten 2,5!- sagen, dass die Patienten soweit runter bzw klarkommen, dass sie ihre Erschöpfung endlich wieder spüren, sich endlich ausruhen- und dann erst alle anderen , spezifischeren Beschwerden behandeln lassen und sich regulieren.

Nach einer solchen Behandlung stellt sich meist übermäßiges Schwitzen/Hitzeempfinden ein

(von: „Michy, sorry ich schwitze so!“ zu „kann ich doch ne Decke haben? Irgendwie ist mir nun doch kühl.“)

Die Patienten, die angeblich nie schlafen können, schlafen ein.

Der Atem wird tiefer und die Pulsfrequenz sinkt.

Die Sekretion der Bauchorgane beginnt wieder, es gluckert im Bauch.

Danach „Michy, Ich weiß auch nicht- jetzt konnte ich tagelang nicht gescheit aufs Klo- und plötzlich muss ich echt dringend. Kann ich kurz?“

Manchmal nach einer, spätestens nach zwei oder drei Behandlungen harmonisiert sich die Reaktion der Pupillen auf Licht.

„Ich muss jetzt sofort heim und in die Badewanne und eine Suppe essen und ins Bett.“ wenn ich das höre, weiß ich: alles richtig gemacht.

Das Nervensystem reguliert Richtung Parasympathikus- Rest; digest, recover statt fight and flight and freeze.

Puh! Na das war jetzt aber ein Aufsatz!

Ein Lob an alle, die es bis hier gelesen haben.

Aber das Thema ist ZU wichtig, als auch nur eine Silbe davon wegzulassen.

Bei Fragen -

Oder dem Wunsch nach Hilfe bei der Regulation;)- meldet euch wie immer gern.


Eure

Michaela Braun

Osteopathin D.O.

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